Ich habe Fotografie immer als ein mich nur begleitendes Medium begriffen, lediglich dafür da, um von A nach B zu kommen. Fotografie ist für mich ein Alibi. Fotografieren, um bei der Sache zu sein, die mir begegnet und mich interessiert. Fotografie als ein Beleg auch wirklich dagewesen zu sein, nicht für andere, immer für mich selber. Fotografie ist für mich ein Kreis mit zwei Polen. Die eine Hälfte wird gelebt, die andere, sich erinnert. So einfach, so kompliziert ist das mit mir und mit meiner Fotografie.

Fotografie ist mein Sammeln von Erinnerungen, ein langsames Sattwerden, um endlich Abstand davon nehmen zu können. Fotografie ist eine Strategie gegen meine Angst vor dem Verlust. Ich benutze Fotografie immer für dasselbe: fest halten, sichtbar machen, deutlich machen und zurück holen, im Sinne von Erinnerung. Aber auch ich frage mit ihr, der Fotografie. Nur sie, diese fotografierte Welt, gibt mir keine Antwort. Keine entscheidende zumindest, denn durch sie wird mir lediglich die Zeit bewusst im Sinne von Geschwindigkeit und somit auch meine Vergänglichkeit. Ich spüre durch sie, dass ich sterblich bin.

André Gelpke 2012

 

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